1.500 Jahre lang war es ein Gesetz, nein, eher ein Gebot. Wer dagegen verstieß wurde eingesperrt, gefoltert, verbrannt. Die Erde steht im Mittelpunkt. Aus. Keine Diskussion. Der Astronom Ptolemäues hatte es in seinem Werk, den „Almagest“ festgelegt. Im 2.Jahrhundert nach Christus. Bis ins Mittelalter wurde diese Annahme weitergegeben. Wenn man sieht, wie die Gestirne im Osten aufgehen und im Westen untergehen war diese Annahme mehr als logisch. Eine sich drehende Erde? Schwachsinn! Dann müsste doch ein starker Wind wehen. Und so lehrten Generationen von Gelehrten diesen Weltensystem. Doch etwas stimmte nicht. Je genauer man hinsah, die Gestirne vermass. Planeten waren nicht dort, wo sie sein sollten. Die Gestirne, man dachte sie wären an Kristallsphären geheftet, die um die Erde kreisen, waren nicht dort, wo sie hätten sein sollen. Man führte Hilfskreise ein, die in der Sphäre angebracht waren, um die sich die Planeten drehten. Und wieder kleinere Hilfskreise. Es half alles nichts. Es kam das 16.Jahrhundert. Eine spannende Zeit. Reformismus, Humanismus und Renaissance brachten Umwälzungen. Überall Entdecker. Ein neuer Kontinent wurde entdeckt und erschlossen. Als Erster machte sich ein Domherr aus Polen daran das geozentrische Weltensystem in Frage zu stellen. Sein Name: Nikolaus Kopernikus. Er war in seinen jungen Jahren bei seinem Studium in Italien darauf gestoßen das es vielleicht auch andere Weltensysteme gibt. Zurück in Polen verfasste er ein epochales Werk – „Von den kosmischen Umschwüngen“. Die gedruckte Ausgabe seines Buches erreichte ihn an seinem Sterbebett. In diesem Buch setzte er die Sonne in den Mittelpunkt. Doch die Beobachtungen der Astronomen wurden durch bessere Instrumente immer genauer. Und die Beobachtungen passten wieder nicht zu den Berechnungen im heliozentrischen System, dem mit der Sonne in der Mitte stehend. Damals machte sich ein in der Nähe von Stuttgart geborener Lehrer auf nach Graz, um dort zu unterrichten. Sein Name: Johannes Kepler. Der Sage nach hatte er während eines Unterrichts mit 23 Jahren eine Vision, in der alle Abstände der Planeten durch geometrische Figuren erklärt werden konnte. Er war ein Mystiker und wollte unbedingt den tieferen Plan Gottes offenbaren. Die Erklärung war zwar falsch, aber dadurch das Kepler die Geometrie ins Spiel brachte sollte ihm später helfen. Schließlich fand er nach eingehendem Studium der Bahn des Planeten Mars die Lösung – die Planetenbahnen liegen nicht auf Kreisen, sondern auf Ellipsen! Kepler selbst bezeichnete diese schwierige Erkenntnis als seinen „Krieg gegen den Mars“. Als Dank für diese großartigen Leistungen wurden beide Astronomen auf dem Mond verewigt. Kopernikus ist der große Krater am oberen Bildrand. Mit 93 Kilometern Durchmesser. Am unteren Rand des Bildes liegt der Kepler Krater. Beide sind durch ihre helleren Strahlen, frischem Auswurfmaterial, miteinander verbunden. Ohne die Verbindung dieser beiden Forscher hätten wir nicht unsere neue Sicht auf das Universum bekommen! 100 Jahre später inspirierten diese Erkenntnisse einen nächsten Forscher – Sir Isaac Newton – den Grund für die Planetenbewegungen herauszufinden. Kopernikus verstieß uns aus dem Zentrum des Sonnensystems und setzte die Sonne an die Stelle. Man spricht von einer kopernikanischen Zeitenwende. Mittlerweile wurde auch die Sonne aus dem Zentrum des Universums in einen unbedeutenden Seitenarm der Milchstraße verbannt. Und schließlich wurde die Milchstraße vor hundert Jahren als einzige Galaxie aus dem Zentrum des Universums verbannt, als eine unter Milliarden anderen Galaxien. Vielleicht erleben wir noch zu unseren Lebzeiten eine besondere kopernikanische Zeitenwende: Das der Planet Erde nicht der einzig bewohnte Planet im Universum ist.